Titel-Reiseberichte

Klein Deutschland in China

Reise nach Tsingtau

Ein Reisebericht

Im Oktober 2013 konnten Jens Dobokay und Ich den schon 2012 in Namibia geplanten Besuch in Tsintau/China im ehemaligen Pachtgebiet Kiautschou umsetzten. Hatte wir doch schon viel von Klein-Deutschland in China gehört, umso gespannter waren wir. Absoluter Pflichtpunkt auf der Agenda war natürlich der Besuch der ehemaligen Deutsch Asiatischen Bank in Tsingtau doch dazu später mehr.

China-1

Los ging es per Nachtflug ab Frankfurt direkt nach Peking. Kaum waren wir gelandet begannen die befürchteten Probleme. Trotz dass wir uns in Chinas Hauptstadt befanden und die Olympischen Spiele gerade vorbei waren fanden wir niemanden der uns in Englisch weiter helfen konnte. Auch nicht an der ausgewiesenen Touristeninformation!!! Trotz ausgedruckten Stadtplänen und Adressen in chinesischen Schriftzeichen!!! hat man hier echt Probleme mit der Beförderung.
Entweder die Taxifahrer haben keine Lust und winken gleich ab, oder sie kennen Peking nicht und versuchten erst gar nicht sich zu informieren wo die gesuchte Straße sein könnte. Stadtpläne können die meisten eh nicht und Englisch kann eigentlich auch keiner. Also spannende Erfahrung. Wir sind dann mit dem Bus einige Stationen Richtung Stadt gefahren und wollten dann, den Rest laufen. Das war ein Lacher, denn das waren noch etliche Kilometer bis zum Hotel mit Gepäck, Also hatten wir nach obigen Erfahrungen der nicht motivierten Taxifahrer einen chinesischen Passanten gefragt. Erster Erfolg, er konnte Englisch!!!!! Auf unsere Bitte uns zu erklären wie wir, wir hatten den Ort unseres Hotels mit einem Kreis markiert, da hinkommen, meine er wir sollten einsteigen (seine Mutter am Steuer) er fährt sowieso in die Richtung. Wir schon vorsichtig gleich fragend was er dafür haben möchte. Seine Überraschende Antwort nichts. Also wir ins Auto, Smalltalk inkl. Hinweise auf welcher Schule er war (wir fuhren daran vorbei) bis ca. 300 Meter vor unserem Hotel aussteigen angesagt war. Also wir raus, ich wollte ihm Geld geben. Aber keine Chance, wir bedankten uns höflich und tauschten Visitenkarten aus. Die erste sehr positive Erfahrung in einem fernen Land gesammelt

China-2 China-3

Ein Blick in die Straße in der unser Hotel liegen sollte ließ uns etwas zweifeln ob es eine gute Wahl war hier zu übernachten. Es sah schon ein wenig heruntergekommen aus. Nach Erreichen des Hotels waren wir dann aber angenehm überrascht. Ein sehr schönes gepflegtes Haus mit überaus zuvorkommendem Personal. Nach dem Einchecken im Hotel, das in einem alten Stadtteil mit kleinen Häusern in noch kleineren Gassen liegt, machten wir eine lange Fuß-Tour am Houhai (Der See wurde für den Kaiser von China extra angelegt) entlang, die Fische die daraus geholt werden würden wir beide nicht essen wollen. (wäre bei uns wohl Sondermüll!). Zum Abendessen gab es in einem sehr guten Restaurant Pilzsuppe und danach geröstete, pikante Pekingente. Nach mehreren Tsingtau Bier und einem delikaten australischen Rotwein hatten wir gegen 20 Uhr Ortszeit genügend Bettschwere um den ersten Tag in China abschließen zu können.

China-4
China-5
China-6
China-7

Nachdem wir versucht hatten in der Nacht den Jetlag Best möglichst zu verarbeiten ging des am zweiten Tag schon um 7:30 Uhr nach dem Frühstück (mit teilweise seltsamen Zutaten) los. Auf dem Programm stand die verbotene Stadt Tiananmen Platz, Nationalmuseum und ein Besuch in einem Nostalgie- und Kuriositätenmarkt (Internettip). Los ging es mit der Verbotenen Stadt. Nach 45 min Fußmarsch standen wir am Nordtor der verbotenen Stadt, Einlass war nur am Südtor!!! 
Da dies nochmal 2 km Fußmarsch bedeuteten ließen wir uns zu einer Rigschafahrt hinreißen. Das war ein Fehler! Natürlich hatten wir eine Festpreis vereinbart und uns mehrfach rückversichert. Es nützte nichts. Wir wurden in ein kleine Gasse gelenkt mit dem Hinweis der Südeingang befände sich nur wenige Meter um die Ecke. Nun forderten die beiden Fahrer statt der vereinbarten 3 Yuan 300, je Person !!!!
Das führte natürlich zu Diskussionen die ich hier nicht im Einzelnen wiedergeben möchte. Unter Hinweis auf die Polizei haben wir uns dann auf 50 Yuan /Person (6 Euro) geeinigt. Wir bezahlten mit einem 100erter. Kaum haben wir uns abgewendet reklamierte einer der Fahrer den Schein. Er wollte Ihn nicht annehmen, da eingerissen. Jens tauschte den Schein gegen einen anderen.
Dieses unangenehme Ereignis hinter uns lassend, ging es nun in die verbotene Stadt. Am Ticketschalter wollte Jens unsere Tickets hohlen und mit einem 100er bezahlen. Man ahnt es, der Fahrer hat unseren guten Schein gegen eine Fälschung eingetauscht. Und das passiert uns Banknotensammler !!!!! Naja der Schaden hielt sich Grenzen (ca. 12 Euro) und man hat eine Erinnerung im Album. Diese Geschichte vergisst man nicht mehr so schnell. Die Verbotene Stadt selber zeichnet sich zum ersten durch Ihre außerordentliche Größe aus, zum andern durch den Prunk der zahlreichen Tempel und Subpaläste. Verwinkelt mit zahlreichen kleineren Palästen der Eunuchen, Prinzen Kaiserin und Konkubinen ergibt sich ein beeindruckender Gebäudekomplex.

China-8 China-9
China-10 China-11
China-12 China-13

Nach diesem Programmpunkt ging es in das Nationalmuseum welches sich in sozialistischer Manier als Prachtbau mit riesigen Ausmassen darstellt. Da die Wegweiser, wie zu erwarten, chinesisch waren, war es dem Zufall zu verdanken das wir die numismatische Abteilung relativ zügig fanden. Hier fanden sich dann in der Tat einige Topstücke. Auch die erste Banknote der Deutsch Asiatischen Bank konnte gesichtet werden, wir hofften dass es nicht die letzte blieb. Auch wurden Banknoten aus dem 11.Jahrundert gezeigt, das ist 200 Jahre vor den im Pick verzeichneten Noten aus der Ming Dynasty.

China-14 China-15

Nun wollten wir selber solch schöne Sachen erstehen. Auf ging es zur Jagt. Im Internet fand sich ein Hinweis auf einen Antikmarkt etwas außerhalb. Wir versuchten es noch einmal mit einem Taxi. Der erste Fahrer lehnte wieder ab, ein weiterer wollte sein Glück für 200 Yuan versuchen. Also ging es los. Irgendwie hatten wir den Eindruck, dass auch dieser Fahrer nicht wusste wo es lang ging. Er wollte ständig eine Telefonnummer von unserem Ziel wissen um sich leiten zu lassen. Naja was soll ich sagen, wir kamen mit (unserer) Karte auf dem Lenkrad letztlich auf der gesuchten Straße an. Vor Ort versuchten wir dann mit Hilfe der örtlichen Bevölkerung das Ziel zu finden. Ohne Erfolgt. Unser Eindruck verstärkte sich das die Pekinger keine Ahnung haben wo Sie in Ihrer eigenen Stadt lebten. Also Irrten wir 1 Stunde durch dutzende Markthallen mit Tee. Man konnte den Eindruck gewinnen hier wird die Welt Teeproduktion gehandelt. Von Banknoten/Münzen nichts zu finden. Als die Dunkelheit sich näherte machten wir uns erfolglos auf den Rückweg. Da weder Taxi noch Rikscha in Frage kamen, die Busse ausschließlich chinesische Fahrpläne hatten vertrauten wir diesmal auf die U-bahn und siehe da ein Lichtblick. Für sagenhafte 2 Yuan (20 cent) ging es auf den Rückweg und siehe da die Haltestellen waren sogar in lateinischer Schrift ausgewiesen, geht doch!!!. Wie gehabt ließen wir den Abend bei Rotwein und chinesischem Schattentheater im Hotel ausklingen. Am nächsten Tag sollte es zur Großen Mauer gehen.

China-16
China-17

Heute ging es schon kurz nach sieben los. Wir liefen zum Meeting Point und wurden für die Fahrt zur Mauer abgeholt. Und das funktionierte sogar! Nach zwei Stunden Fahrtzeit kamen wir mit unserem mit 7 Touristen besetzen Kleinbus in Mutianyu an. Mutianyu ist ein Mauerabschnitt der etwa 100 Km nördlich von Peking liegt. Ist damit etwa 30 km weiter entfernt als das sehr überlaufene Mauerstück bei Badaling. Hier in den Bergen war die Luft viel klarer und wir hatten einen zwar kühlen aber sehr sonnigen Tag. Die erste Entscheidung stand gleich an, da die Mauer naturgemäß über die Bergkuppen lief, gab es zwei Möglichkeiten dort hoch zu kommen: Seilbahn geschlossen oder Sessellift mit Rodelbahn abwärts. Die Wahl war natürlich gleich getroffen....Lift mit Rodelbahn.
Also hoch mit dem Sessellift. Das war ein ganz ordentlicher Aufstieg bis zum Turm 8 der großen Mauer, hier ging unsere Wanderung los. Na ich muss nun sagen, da sich die Mauer auf den Bergkämmen entlang zog und ziemlich steil auf und ab ging hatten ganz gut zu tun.  Eigentlich wollten wir bis Turm 20 (der höchste dieses Mauerabschnittes) laufen aber bei Turm 14 hatten wir, inzwischen zu dritt - wir haben einen Berliner in Schlepptau genommen - entschieden, dass es doch reicht und der Rückweg ja doch noch lang genug sei. Also zurück über Berg und Tal zum Turm 8. Hier ging es für die mutigen mit der Rodelbahn wieder ins Tal. Die Bahn war nicht schlecht und es begann auch recht flott. Leider fand sich auf halber Länge einen "Bremser" vor uns. Von da an ging es ganz gemächlich den restlichen Weg ins Tal. Nach gemeinsamen Mittagessen ging es mit dem Bus zurück in unser Hotel nach Peking. Dort gönnten wir uns nur eine kurze Erholung von einer Stunde, dann ging es wieder auf Tour gingen. Wir waren ja nicht zur Erholung hier!

Martin, der Berliner von der großen Mauer, hatte uns einen Tipp gegeben wo es Geldscheine und Münzen gäbe. Tatsächlich  fanden wir das Geschäft, allerdings nur mit chinesischen Scheinen und Münzen und alles sehr modern. Also ging es für uns weiter über eine ebenfalls empfohlene “Fressgasse”, zum verabredeten Treffpunkt mit unserem neuen Bekannten. Wir gingen zu einem Geheimtipp was Peking Ente anging..... und es war der Wahnsinn. 5 Gänge die alle gleichzeitig am Tisch serviert wurden. Wir hatten eine Portion für zwei bestellt und wurden zu dritt komfortabel satt. Dazu 2 Stück Ein-Liter- Dosen Tsingtao. Auf dem Rückweg kamen wir durch den beleuchteten Finanzdistrikt. Hier konnte man den Kontrast zum Altpeking des Vortages deutlich sehen.

China-19
China-18

Nach dem anstrengenden Mauer Tag am Vortag stand Heute der Umzug nach Tsingtau an. Da wir inzwischen das Nahverkehrsnetz in Peking begriffen haben ging es für knapp 20 Cent zum Südbahnhof. Was soll ich sagen ein Riesenteil. In der Eingangshalle hat man Schwierigkeiten die gegenüberliegende Seite zu erkennen. Ob das an der Erdkrümmung liegen mag? Ich weiß es nicht. Eingecheckt wird wie am Flughafen über eine Sicherheitskontrolle und ein Gate. Mit knapp über 300 km/h ging es Richtung Küste. Die Qualität des Zuges war tadellos, wie auf Wolken näherten wir uns unserem Ziel. Das lauteste im Zug war die säuselnde Klimaanlage. Nach 800 km stiegen wir in Tsingtau aus. Im Umgang mit Taxifahrern schlauer geworden Erreichten wir unsere Hotel diesmal für 60 Yuan (7,50 Euro).
Nach dem Einchecken in das enttäuschende 4-Sterne Hotel gab es einen ersten Erkundungsrundgang. Leider gab es hier noch weniger Informationsunterlagen in Englisch als in Peking. Selbst ein Stadtplan war nur in Mandarin verfügbar. D.h. es standen spannende Tage bevor.

China-21 China-20

Am Abend ging es noch einmal los um was zu Abend zu Essen. Bevorzugt wurde ein Restaurant mit bebilderter Karte, da ausnahmslos chinesische Schrift verwendet wurde. Also wir los und geschaut was so gab. Das Meiste ist hier noch lebend zu bewundern bevor es auf den Teller kommt. Für Seafood ist Tsingtau ja auch bekannt. Da das aber nicht zu Jens bevorzugter Nahrung zählt benötigen wir eine Einkehr bei der es auch Fleisch gibt. Also wir in ein geeignetes Restaurant. Die Besitzerin kümmerte sich sogleich liebevoll um uns. Und alle konnten ein paar Worte englisch. Was für ein Glück ! Die Karte war wie befürchtet nutzlos. Wir beauftragten die Besitzerin etwas mit Fisch und etwas mit Fleisch zu servieren.
Was dann geliefert wurde kann durchaus als interessant betrachtet werden. Das Gemüse bestand aus Lotuswurzeln und schmeckte irgendwie wie eine Mischung aus Kohl und Kartoffeln. Beim ersten Fleischgericht handelt es sich wohl um eine Art Gulasch. Es war wohl eine halbe Gans drin die man mit einem Hammer zerkleinert hatte und alles zusammen verkochte. Ein Gänsefuß sah mich an und ich bin froh, dass ich nicht alles erkennen konnte. Geschmeckt hat es aber, nur das ständige Knochensplitter ausspucken machte es zur Arbeit. Der Fisch, das waren ca. 20 kleine Fische, war kalt und trocken sowie nahezu geschmacksneutral. Zum lauwarmen Tsingtau Bier gab es immer noch heißen Tee. Die Kombination war neu! Auf jeden Fall war das Personal sehr bemüht. Als wir schon beim Essen waren kam die Besitzerin des Restaurants mit einer, offensichtlich älteren Gabel, Sie meinte Sie könnte nur diese eine für uns finden. 20 min später fand sich dann noch eine, so dass wir ein fast komplettes Bestecke hatten. Nach Beendigung des Mals gab es noch einen kleinen Plausch mit der Besitzerin und dann ging es wieder ins Hotel. Am nächsten Tag stand das Abenteuer Busfahren mit chinesischem Stadtplan auf dem Programm.

China-22 China-23
China-24 China-25

Nach einem sehr guten Frühstück und einer Nacht mit tiefem erholsamem Schlaf ging es am 5. Tag los Richtung Altstadt. Der Plan war mit dem Bus zu fahren. Um es gleich zu sagen, der Plan scheiterte, zwar konnten wir den Bus finden und der Fahrer ließ uns sogar kostenlos mit fahren (Er hatte wohl keine Lust auf Diskussionen) leider ging es in die falsche Richtung. Als wir das merkten stiegen wir natürlich sofort aus, leider gab es keinen Bus der gleichen Linie zurück. Erschwerender Weise kam hinzu, dass wir keine Ahnung hatten wo wir waren. Also doch wieder Taxi! Diesmal bestanden wir auf dem Taxameter, erst wollte der Fahrer nicht, als wir die Türen wieder auf machten ging es doch. Und... siehe Da die Fahrt kostete nur noch 25 Yuan (3 Euro) geht doch. Am Bahnhof angekommen begann unsere Exkursion in das deutsche Tsingtau.  Beeindruckend ist der große Kontrast zwischen den neuen und teils sehr modernen Gebäuden und den zahllosen deutschen Bauten aus der Kolonialzeit. Wir kamen aus dem Fotografieren gar nicht mehr raus. Entlang des Ufers am kleinen Hafen fanden sich zahlreiche teils wunderschön restaurierte Gebäude aus deutscher Zeit. Dann ging es Richtung Altstadt am Internationalen Club (Deutsches Haus) vorbei leicht Berg auf zur evangelischen Kirche hoch. Leider war diese nicht geöffnet, so dass wir eine kleine Pause auf dem Platz vor der Kirche einlegten. Mit uns fanden sich massenhaft Brautpaare vor der Kirche die von Fotografen in immer neue Posen gestellt wurden. Anscheinend gibt es hier Massenhochzeiten. Während dieser Pause hatten wir uns köstlich mit einem Amerikaner, der Englischlehrer in Shanghai war, unterhalten. Er hat sich auf das übelste über die chinesischen Taxifahrer ausgelassen. Seine Meinung über diese Berufsgruppe war wenig schmeichelhaft und das Wort fu......... chinese oder Motherfu....... ist bestimmt 20-mal gefallen und wir musste uns mit dem Lachen echt zurückhalten.

China-28

Nach der Kirche ging es auf die Suche nach dem Gouverneurs Palast...... und es wurde eine Suche. Unglaublich aber nachdem wir beim alten Observatorium waren, davor noch am alten deutschen Feuerturm, konnten wir von einem weiteren erklommenen Hügel den ersten Blick auf die Villa des Gouverneurs genießen. Leider lag wieder ein Tal zwischen uns, also wieder bergab und den gegenüber liegenden Hügel wieder rauf, dann haben wir es geschafft! Das Gästehaus (so heißt der Gouverneurs Palast heute) ist ein nationales Kulturdenkmal und Museum. Wir konnten es besichtigen und waren schwer beeindruck. Alles in tadellosem Zustand, was wohl auch dem Umstand zu verdanken war, dass Mao hier einmal nächtigte.
Nach einer kurzen Kaffeepause, in der Bar lief Casablanca (gestern lief in einer anderen Bar Ein Herz und eine Krone mit Audrey Hepburn, irgendwie stehen die Chinesen auf alte Schinken aus Hollywood) ging es weiter. Unsere Füße waren zu diesem Zeitpunkt schon stark strapaziert, aber was soll´s. Als nächster Punkt stand die Lutherische Kirche auf dem Programm. Diesmal nur mit einem Brautpaar zum fotografieren. Wir also rein und den Glockenturm erklommen. Das alte deutsche Uhrwerk funktioniert noch einwandfrei, ansonsten war der Turm leer.

China-29 China-30

Wir wollten irgendwie immer noch nicht zurück ins Hotel also weiter Richtung Strandpromenade und nun kam das Highlight! Obwohl wir von zu Hause versucht haben die Adresse der Deutsch-Asiatischen Bank zu finden, konnten wir nichts ausmachen. Und dann stehen wir unvermittelt nach unserer Tagestour vor dem Gebäude. Gleichmal das neue Postkartenbuch welches wir im Gouverneurshaus gekauft haben raus holen und Bild aus gleicher Perspektive machen. Dann schauen wir uns das Haus an und irgendwie sah es nicht bewohnt oder genutzt aus. Also ran an den Zaun und von der Straße aus weitere Bilder machen inkl. Schild mit dem Hinweis auf die Bank. Als ein Straßenkehrer bei uns Stand und uns beobachtete zeigten wir ihm die alten Bilder und fragten eher gestikulierten ob man in das Haus hinein kann. Er zeigte uns eine Lücke im Zaun und wir kletterten durch..... die Haustür war offen und wir konnten das sehr alte und vermüllte Haus begehen. Das original Oberlicht aus buntem Glas gab uns Licht. Leider ist das Haus innen voll verbaut und wahrscheinlich leben 20 Familien in eingebauten Verschlägen aber das hielt uns nicht ab das Gebäude zu erkunden. Wir verließen das Haus und umrundeten es nochmals und waren ganz begeistert, es ist es eine Schande, dass ein Haus in solch exponierter Lage direkt an der Strandpromenade so verfällt.

China-31
China-33
China-32
China-35
China-34

Nun ging es wieder Stadteinwärts im alten deutschen Postgebäude gab es in einem Kaffee eine Rast bevor wir tatsächlich auf eine innovative und unglaubliche Idee kamen. Nun folgte eine weitere Evolution in unserer Reise vergleichbar nur noch mit der Erfindung des Rades, denn wir entdeckten die Möglichkeiten des GPS und des Downloads einer Tsingtau Karte. Danach war alles so easy! Wir nahmen den Bus, der natürlich nicht in die richtige Richtung fuhr, aber nun konnten wir dies dank GPS erkennen und Aussteigen. Nun war Bus fahren ganz einfach. Zurück im Hotel ging es noch chinesisch Essen. Diesmal begleitete uns eine Mitarbeiterin des Hotels und beriet uns bei der Speisenwahl. Wieder ein Fortschritt für uns. Das Essen war nun deutlich mehr für unseren Gaumen geeignet.

Nachdem wir unsere GPS Navigation nun im Griff hatten wurden wir am 6. Tag mutig und planten zum Quingdao Museum ca. 30km vom Stadtkern (aber immer noch in der Stadt) per Bus zu fahren. Und welches Vergnügen, alles klappe bestens. Natürlich hat das Museum auch eine numismatische Abteilung, welcher wir besondere Beachtung schenkten. Leider werden keine Geldscheine ausgestellt. Trotzdem Interessant. Auch sind einige sehr schöne Bronzen der frühen chinesischen Kaiserzeit zu sehen. Insgesamt eine sehr schönes Museum, leider kommt der deutsche Geschichtsanteil ein wenig zu kurz (aus unserer Sicht, Chinesen sehen das wohl anders). Naja macht nichts, Morgen geht es ins ehemalige deutsche Gefängnis, heute Museum und dann in die Tsingtau Brauerei!!! 

China-36
China-37

Nun ja nach dem Museum ging es erst einmal wieder zurück ins Hotel, wir hatten noch einen besonderen Termin. Gestern Abend bestellten wir zum Ausklang des Abends noch ein Flasche Wein. Da es etwas Unklarheit über die Sorte gab ging Jens mit der Hotelmanagerin in den Keller um dort eine Entscheidung zu treffen. Es dauerte etwas ........ ich weiß auch nicht was die Beiden da gemacht haben, auf jeden Fall kamen sie mit einer neuen Gemeinsamkeit wieder zurück. Es stellte sich heraus, dass unsere Managerin in der Schweiz auf einer Hotelfachschule war und Deutsch sprach. Daraufhin haben wir die Flasche zu dritt geleert und die Gelegenheit genutzt so einiges über das Leben in China zu erfahren.
Für den nächsten Tag versprach Sie uns eine exklusive Hotelführung. Die haben wir natürlich gerne wahrgenommen. Auch haben wir die Gelegenheit genutzt um auf unser sehr enttäuschendes Zimmer hinzuweisen. Was soll ich sagen, Jens hat es hin gekriegt das wir jetzt in einer Suite mit zwei Schlafzimmern zwei Bädern und auch über zwei Etagen (oben sogar mit Glasdach über dem Bett) nächtigen konnten. So lässt es sich aushalten.

Mittlerweile sind wir am 7. Tag unserer Reise angekommen. Morgens früh ging es als "erfahrene" Busfahrer los. Wir hatten leider wie schon erwähnt keine brauchbare Stadtkarte und erst recht keine mit lesbaren Schriftzeichen. Nach einem längeren Fußmarsch, zu diesem Zeitpunkt hätten wir die Wandermedaille in Gold des Deutsch-Tsingtauer Wanderclubs verdient und mit einen kleinen Umweg über einen Berg und dem Zhanshan Temple (Pagode mit wundervollem Ausblick über die Altstadt) erreichten wir endlich, obwohl wir im Vorfeld mit Unterstützung von Google die ungefähre Lage des deutschen Gefängnis ermittelt haben, unser Ziel. Dieser kleine Orientierungsmarsch ging ca. 2 Stunden. Aber wir haben es geschafft. Die Ausstellung im Museum war leider nur mit wenigen Fotos und natürlich nur chinesischen Schriftzeichen ausgestattet. Aber wir haben uns den Knast angeschaut den die Japaner und später die Chinesen bis in die 1980er Jahre weiterhin genutzt haben.

China-38 China-39

Danach ging es der Uferpromenade entlang zur Altstadt. Dort konnten wir heimatliches Essen in einem Schnellimbiss mit goldenen M geniessen. Dies war nach dem Entenhack der letzten Tage eine willkommene Abwechslung.

China-40 China-41

Nun ging es wieder mit Bus weiter zu einem Flohmarkt den wir tatsächlich gleich fanden (war aber wohl ein Glückstreffer) Dieser zog sich einige hundert Meter über die Changele Road und sah interessant aus. Wir hatten dort einige Kilo Käsch Münzen oder “Original” Van Goch erwerben können, was wir aber ließen. Wir fanden tatsächlich auch einige Münzhändler mit Banknoten und später sogar reine Banknotenhändler. Auf das Bild eines DAB Scheines erwiderten man uns nur mit irritierten Blicken, später bekamen wir noch einen Tipp wo wir eine Passage mit Banknotenhändler fanden. Dort wurden uns immerhin erst 1000 USD und bei einem anderen Händler 70.000 Yuan für den gezeigten Schein (natürlich in Kopie) geboten. Also die wussten schon was das ist. Nach unserem numismatischen Trip ging es durch eine Einkaufsmeile die eine alte deutsche Straße wiedergab. Das war mit den Ergänzungen wie Leuchtreklamen etc. ein bisschen wie Deutsches Disneyland. Schön war, dass an jedem Haus ein Schild mit ursprünglichem Standort und Baujahr angebracht war. Danach ging es durch die Bierstraße an der Tsingtauer Bierbrauerei (die noch in den Original Gebäuden aus Kaiserzeit residieren) weiter und wir versuchten eine Einkehr in einem Steakhaus. Nach fünfmal auf das Bild unseres Abendessens (2 Finger zusätzlich für 2-mal) und auf die Bierflasche am Nachbartisch deutend (inkl. 2 Finger für 2-mal) gab unsere Kellnerin auf, auch ein zweiter Kellner konnte mit unserer eigentlich eindeutigen Bestellung nichts anfangen. Verstanden haben die gar nichts. Wir sind dann gegangen und haben eine Alternative gesucht.

China-43
China-42

Zum letzten Mal rafften wir am 8. Tag morgens unseren angeschlagenen Körper auf zu einer Erkundung der Stadt. Mittlerweile zu Busprofis herangewachsen machte uns die Fahrt in die Stadt keine Probleme. Erstes Ziel war der auf einer kleinen Insel über eine Mole zu erreichende alte deutsche Leuchtturm. Von dort hat man eine ausgezeichnete Sicht auf die deutsche Altstadt so wie auch auf den modernen Teil von Tsingtau.
Anschließend wurde noch eine Sandprobe am Strand genommen (Ich bringe von meinen Reisen immer eine Sandprobe der besuchten Orte mit, macht sich gut im Regal).

China-44 China-45

Dann nahmen wir einen Bus der uns um die Halbinsel in die Gegend des Hafens bringen sollte. Typisch chinesisch endete die Linie vor unserem Ziel (Im Busplan war sie drin). Also war wieder Fußmarsch angesagt. Letztlich erreichten wir die im Hafenbereich angesiedelte Deutsche Straße. Hier gab es sogar einen Laden mit nur deutschen Waren (und chin. Personal) Also gönnte ich mir eine Tüte HARIBO Goldbären "die Echten",  Jens  kaufte sich ein paar Kekse und weiter ging es. Ein Deutscher Souvenirladen hatte leider schon wieder geschlossen. Das Problem der Mitbringsel war also weiterhin offen. Wir gingen in eine der chinesischen Malls. Und wir hatten gleich eine erwischt die allen Klischees entsprach. Vollgepackt bis unter die Decke mit Waren dazwischen 1 Meter breite Gänge und hunderte Verkäufer!!! Zu kaufen gab es von der bollex Uhr (kein Tippfehler) für 20 Euro bis zu PRADA Taschen für 30 Euro alles was Rang und Namen hat.
Ich glaube in dem Laden war das einzig Echte unser Geld und das wollten alle haben!!!!!! Also wieder raus und weiter. Letztlich fanden wir eine weitere Mall und konnten uns doch noch mit dem benötigten eindecken und zwar unbehelligt.
Nachdem die Dämmerung bereits einsetze fuhren wir vor dem Berufsverkehr in bewährter Weise (Bus) wieder ins Hotel.
Am nächsten Tag sollte es wieder nach Peking gehen.

China-46

Unser Abreise gestaltete sich wenig spektakulär, sieht man mal davon ab das zur Bezahlung der Hotelrechnung per Kreditkarte 8 Angestellte mit 3 Kartenlesegeräten nötig waren, zuletzt ging gar nichts mehr und die Karte war gesperrt. Das ist aber ein typisches Abbild der Arbeitsweise in China. Wenn keiner da ist der sagt was gemacht wird geht nichts.

Zum Glück ging unser Taxi zum Bahnhof. Ein VW Jetta mit 800.000 km auf der Uhr. Bei uns hätte der ein “H”-Kennzeichen bekommen. Letztlich ging es dann entspannt mit dem tadellosen Schnellzug die 800km zurück nach Peking. Dummerweise kamen wir am Südbahnhof an, der Flughafen (und daneben unser Letztes Hotel in China) lag aber im Norden. Also im Berufsverkehr zwei Stunden mit der U-Bahn um Peking herum Richtung Norden. Vor Ort angekommen ging die Suche nach unserem Hotel los. Wie üblich kannte trotz mehrfachen nachfragen kein Chinese die Adresse. Letztlich lief es auf einen strammen Fußmarsch heraus und wir erreichten unser Hotel in der Einflugschneise des Flughafens. Nach einem kleinen Imbiss verbrachten wir die letzte Nacht auf chinesischem Boden. Am nächsten Tag ging unser Flug nach Frankfurt. Eine eindrucksvolle Reise ging zu Ende.

Startseite